(2007), ca. 200 S., zahlreiche Abb., 8°, geb., in Vorbereitung
Am 10. Juni 1944 wurden 218 Einwohner der griechischen Gemeinde Distomo - vom zweimonatigen
Säugling bis zum 86jährigen Greis - von der 2. Kompanie des SS-Panzer-Grenadier-Regiments 7 auf
bestialische Weise niedergemetzelt, das Dorf geplündert und teilweise niedergebrannt.
Das Verbrechen ging als das »Massaker von Distomo« in die griechische Geschichte ein und wird dort in
einem Atemzug mit anderen Untaten genannt, die während der deutschen Besatzungszeit von 1941-1944
in Kalavryta, Klissura, Kommeno, Chortiatis und anderen Orten begangen wurden. Bereits bei Bekanntwerden
des Massakers von Distomo wurde von deutschen Dienststellen ein Vergleich zum "Parallelfall Klissura" gezogen, einem Blutbad, bei
dem am 5. April 1944, 235 Einwohner dieses nordgriechischen Dorfes ermordet wurden. Dieser Hinweis verweist auf die Blutspur,
die von dem SS-Panzer-Grenadier-Regiment 7 in Griechenland hinterlassen wurde. Sie lässt sich an weiteren Beispielen
nachweisen, bis hin zu der Tatsache, dass Teile des Regiments während ihrer Aufstellungs- und Ausbildungszeit nach
Polen geschickt und für den Partisaneneinsatz geschult wurden. Ein dort verübtes Massaker zeigt bereits die Grundzüge
der später in Griechenland verübten Verbrechen.
Anhand einzelner Biographien zeichnet das Buch diese Blutspur nach, bis hin zu der Feststellung, dass einer der Verantwortlichen kurz vor dem Kriegsende maßgeblich an der
»Evakuierung« des KZ Neuengamme beteiligt war, die Tausende von Häftlingen mit dem Leben bezahlten.
Die Fortschreibung der Biographien führt in die Geschichte der Bundesrepublik und zu den Fragen der juristischen Verfolgung, die in Nürnberg mit dem sog. Geiselmordprozess
begann. Sie führt ebenfalls zum "Fall Zabel", einem Angehörigen des SS-Panzer-Grenadier-Regiments 7, der in Griechenland u.a. der Teilnahme an den Mordtaten von Distomo beschuldigt wurde. Zabel war bis 1953 in Griechenland inhaftiert und galt der deutschen Politik und Diplomatie dort als
"der letzte deutsche Kriegsgefangene." Nach seiner Auslieferung begannen in der Bundesrepublik die entsprechenden Ermittlungsverfahren, die alle mit einer Einstellung endeten.
Auch hier lässt sich die Fortsetzung des 1944 begonnenen Komplotts zur Vertuschung im Fall Distomo (u.a. mit falschen eidesstattlichen Erklärungen) ebenso nachweisen, wie der Versuch von Teilen der deutschen Justiz, eine Bestrafung
der Täter zu verhindern.
Ein letzter Teil beschäftigt sich mit den Fragen der Entschädigung und Wiedergutmachung gegenüber Griechenland
und der offiziellen Leugnung der Verbrechen bis in die jüngste Vergangenheit. Das Buch schließt mit dem politischen und juristischen Tauziehen um den Versuch der Opfer
und Hinterbliebenen von Distomo, von deutscher Seite eine offizielle Anerkennung des Verbrechens und eine Entschädigung zu erreichen. Die Tatsache, dass ein Ende dieser - auch
international stark beachteten - Auseinandersetzungen nicht absehbar ist, gibt dem Band aktuelle politische Brisanz.