(2007) 120 S., 72 Farbabbildungen; Format 17,5 x 25 cm, gebunden, ISBN 3-938646-04-7, € 28.- online bestellen
Eine exquisite kleine Gruppe dickwandiger Glasbecher mit streng stilisiertem Reliefdekor beschäftigt die
Glashistoriker seit mindestens anderthalb Jahrhunderten. Die Gläser fanden sich ausschließlich in Kirchen und
Palästen und erreichten durch ihre Assoziation mit der hl. Hedwig zum Teil selbst den Status religiöser Reliquien.
Doch trotz zahlreicher Hypothesen und Untersuchungen über Zeit und Ort ihrer Herkunft, blieben die Hedwigsbecher
bis heute stilistisch wie technologisch und historisch eine mysteriöse Erscheinung. Die Ausstellung »Nobiles
Officinae« im Kunsthistorischen Museum in Wien (2004) brachte mit ihren Exponaten und deren wissenschaftlicher
Aufarbeitung überraschend neue Einsichten für dieses ungelöste Rätsel. Im Sizilien des 12. Jahrhunderts fand
sich ein geistiges, künstlerisches und handwerkliches Umfeld, das verschiedene Eigenheiten der Gläser erklären
kann. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang die Erkenntnisse und Hypothesen von Rudolf
Distelberger über die Objekte aus Hartstein und Bergkristall.
Tatsächlich lieferten die Untersuchungen der Autorin unter den neuen Aspekten überraschend deutliche Indizien für
eine Entstehung der Hedwigsbecher im normannisch-staufischen Sizilien. Nach chronologischen und technologischen
Überlegungen gaben dafür vor allem stilistische und ikonographische Gesichtspunkte den Ausschlag. Erstmals wurde
eine plausible Deutung des heraldischen Dekors ermöglicht. Historische Ereignisse liefern die Erklärung, weshalb
man die kostbaren Becher überwiegend in Mitteleuropa findet - und schließlich wird sogar verständlich, warum die
Becher in den Familien des Hochadels bis in die Neuzeit reihum ausgeliehen wurden, wenn eine Geburt bevorstand.
Das Buch wird durch einen Beitrag von Rudolf Distelberger ergänzt und bereichert, in dem er in knapper, fundierter
Form eine wissenschaftlich-stilistische Analyse des Weges von den fatimidischen Kunstwerken zu den verwandten
Objekten der Normannen und Staufer nachzeichnet. Wechselseitige Einflüsse bezeugen die gemeinsame Entwicklung
der Kunstwerke aus Stein und Glas - und so finden auch >>die in der Geschichte umherirrenden Hedwigsbecher nach
einer langen Reise von Ägypten über den vorderen Orient bzw. die Levante in dem multikulturellen Milieu Siziliens
ihre neue Heimat«.