Kunstgeschichte

im Verlag Franz Philipp Rutzen

Golo Maurer, August Grisebach (1881-1950). Kunsthistoriker in Deutschland. Mit einer Edition der Briefe Heinrich Wölfflins and Griesebach

240 Seiten mit 104 Abbildungen ISBN 3-938646-27-4 € 39.- online bestellen

Das Leben des deutschen Kunsthistorikers August Grisebach (1881-1950) fällt in die wohl dramatischste Epoche der deutschen Geschichte. Als Kunsthistoriker hat Grisebach, der 1901 in Berlin sein Studium begann, im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, im Nationalsozialismus sowie in der jungen Bundesrepublik gearbeitet, und dies an so unterschiedlichen Orten wie Berlin, Breslau, Rom und Heidelberg.
Grisebach gehört nicht zu jenen durch ihr Charisma beeindruckenden „Altmeistern“ des Fachs, auf welche die Geschichte der Kunstgeschichte gerne reduziert wird. Doch hat er als Schüler Wölfflins und Goldschmidts sowie als Kollege und Altersgenosse Max Dvoráks, Wilhelm Worringers, Wilhelm Pinders, Kurt Gerstenbergs, Albert E. Brinckmanns, Curt Glasers, Friedrich Antals, Walter Friedländers, Julius Baums, Dagobert Freys, Wilhelm Waetzolds, Hans Tietzes oder Ernst Galls die Entwicklung des Fachs in einer Zeit mitgestaltet, als die Kunstgeschichte in Deutschland ihren Durchbruch zum „Massenfach“ erlebte. Als überzeugter Formalist gehört Grisebach zu den Begründern der Kunstgeographie Deutschlands und prägte eine Anschauungsweise, die Harald Keller in den fünfziger Jahren auf die „Kunstlandschaften“ Italiens und Frankreichs übertragen sollte.
Doch wurde auch Grisebach selbst durch seine Zeit in zuletzt bedrückender Weise geprägt und gezeichnet. Als ein die großbürgerlichen Werte der Jahrhundertwende kompromisslos lebender Liberaler wurde er in Heidelberg, wo sich der mythische „Geist“ nach 1933 rasch zum Gespenst verwandelte, von den Nationalsozialisten behördlich verfolgt und 1937 – auch wegen seiner jüdischen Ehefrau – zwangspensioniert. Nach dem Krieg mußte er bei seiner Rückkehr aus dem inneren Exil in Potsdam nach Heidelberg erleben, daß die Opfer von den alten Mitläufern keineswegs mit offenen Armen empfangen wurden.
Erstmals sind hier auch hundert Briefe publiziert, die Heinrich Wölfflin an seinen Schüler Grisebach zwischen 1902 und 1944 – seinem Sterbejahr – geschrieben hat. Das Leben Grisebach sowie die Zeit- und Fachgeschichte spiegeln sich in diesen Dokumenten ebenso wie die Person Wölfflins, der Grisebach zeitlebens ein liebevoller, fürsorglicher Lehrer geblieben ist.