240 S., mit 241 überwiegend farbigen Abildungen. Format 21 x 30 cm; Broschur ISBN 3-910060-56-0 24,80 Euro (Vergriffen)
Der römische Dichter Ovid (43 v. Chr. - um 18 n. Chr.) berichtet in seinen »Metamorphosen« von Flügeln, die der
Bildhauer und Erfinder Dädalus fertigte, um zusammen mit seinem Sohn Ikarus von Kreta zu fliehen; für Ikarus, der die
Mahnungen des Vaters ignorierte, weder der See noch der Sonne zu nahe zu kommen, endete die Flucht mit dem tödlichen
Absturz ins Meer.
Der griechische Mythos von Ikarus steht noch heute für gegensätzliche Sinnbilder und Metaphern: für Wagemut und
Erfindergeist des Menschen, für technischen Fortschritt - umgekehrt aber auch für die Folgen eines unreflektierten
Fortschrittsoptimismus. Er dient als fruchtbare Bildfindung zur Selbsterfahrung des Künstlers und zur Konkretisierung
unaufhebbarer Antagonismen. Die Ausstellung versucht, im historischen Rückblick die unterschiedlichen Rezeptionsweisen
des Mythos im geteilten Deutschland herauszustellen, der hier wie dort als Metapher für die in den politischen Zuständen
der Zeit liegenden Ideologien und Widersprüche eingesetzt wurde und der überdies auch als Hintergrundfolie der
Visualisierung eigener Utopien oder kritischer Reflexion diente. Auch jüngste, nach 1990 im vereinten Deutschland
entstandene Arbeiten sind vertreten und belegen die neue, durchaus zeittypische Aktualität des Mythos, für die etwa
die Verarbeitung der Ereignisse des 11. September steht. Nahezu 100 Künstler aus Ost und West sind mit ihren Werken
in der Ausstellung vertreten. Zu den herausragenden Arbeiten zählen etwa jene von B. Heisig, W. Mattheuer, H. Antes,
J. Brodwolf und J. Grützke, sodann jene von Ph. Oeser, D. Goltzsche, J. John, A.R. Penck, G. Schlesinger, 1. Barfuss,
H. Bonk, R. Paris, H. Plank, M. Sieveking und J. Waller. Bei den jüngeren Künstlern werden die nach 1990 entstandenen
Arbeiten u. a. von U. Richter, K. Meier, B. Dieckmann, B. Franke, M. Flierl, S. Magnus und C. Weitzmann besondere
Beachtung finden.