(2003) Hardcover, 256 Seiten, über 70 Abbildungen, ISBN 978-3-941336-17-9, € 32,50
In diesem Band ausgewählter Schriften des Münsteraner Osteuropa- und Kirchenhistorikers sind Aufsätze
und Vorträge sowie eine Reihe unpublizierter Papiere aus knapp 50 Jahren zur Geschichte und Eigenart
der griechisch-orthodoxen Kirche zusammengestellt. So kann er zugleich als Einführung in das Verständnis
der Orthodoxie dienen.
Zum einen werden die Erscheinungen des Lebens der orthodoxen Kirche dargestellt, so etwa die hohen
Kirchenfeste, das orthodoxe Mysterienverständnis, das Mönchtum, besonders das Leben auf dem Heiligen
Berg Athos, aber auch die Auswirkungen auf das praktische Leben. Bei der Betrachtung der Feier des
Gottesdienstes geht es um die Liturgie und die Rolle des Priesters, die Struktur des Kirchenraums
und die Ikonen.
Zum anderen wird in zahlreichen Beiträgen die Entwicklung der östlichen Kirche im Laufe ihrer Geschichte
von Anbeginn bis heute dargestellt. Zentrale Probleme sind dabei immer wieder die Einheit der Kirche,
die von der Frühzeit bis zur ökumenischen Bewegung des 20. Jh. verfolgt wird, und das Verhältnis von
Staat und Kirche, das seit Konstantin dem Großen und Theodosius Sprengstoff enthält. Hier geht es von
dessen Streit mit Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomos über den Ikonoklasmus, den Bilderstreit
des Frühmittelalters, und die Einwirkungen der byzantinischen Kaiser auf die Kirche bis zu den Bemühungen
mancher Herrscher um die Einigung der Kirchen aber auch dem Verhältnis der Kirche zu den Staaten des
Ostblocks und der Türkei.
Gerade das griechische Erbe in der russischen Orthodoxie und den lange Zeit sehr starken Einfluß
des Ökumenischen Patriarchats in Konstantinopel auf Rußland verfolgt der Autor in den verschiedenen
Phasen vom Beginn der Missionierung um die Jahrtausendwende über ein Jahrtausend hinweg bis heute.
Durch diesen Aspekt erfährt gerade das Spannungsverhältnis zur katholischen Kirche immer wieder
unterschiedliche Beleuchtung. Schon immer legte der Autor einen besonderes Akzent auf die Beziehungen
zwischen Orthodoxie und westlichen Kirchen. Der Weg führte vom Streit zwischen Patriarch und Papst,
der das Schisma von 1054 heraufbeschwor, über die Unionsversuche, etwa beim Konzil von Florenz kurz
vor dem Fall Konstantinopels, und die Einigungsbemühungen der Reformatoren um Philipp Melanchthon
in Wittenberg und Martin Crusius in Tübingen durch briefliche Kontakte mit dem Ökumenischen Patriarchen
über die Reformbestrebungen des Patriarchen Kyrillos Loukaris im 17. Jh. bis hin zu den direkten
ökumenischen Verhandlungen mit Katholiken und Protestanten im 20. Jh. So nehmen die Erinnerungen
an die Besuche beim Patriarchen Athenagoras in Konstantinopel, der diese Gespräche sehr intensiviert
hatte, und die Aufnahme der Gespräche mit der Evangelischen Kirche in Deutschland hier einen besonderen
Platz ein.