(2006) 290 Pages, 8°, hard cover, ISBN 978-3-447-05979-4, € 38, online bestellen
Die Untersuchung gliedert die politische Geschichte der slawophonen Einwohnerschaft in der
griechischen Provinz Makedonien in einen aktuellen und in einen historischen Teil. Der aktuelle Teil hat
zwei Schwerpunkte. Er analysiert zum einen die Ergebnisse einer Feldforschungsreise durch Makedonien
und untersucht zum anderen die politische Standortbestimmung einer dort agierenden makedonischen
Nationalbewegung. Auf diese Weise wird der Verbreitungsgrad eines makedonischen Nationalbewusstseins
festgestellt und ein vorhandener Gegensatz mit der griechischen Mehrheitsgesellschaft auf seine
Intensität hin untersucht.
Der historische Teil informiert zunächst über die Gesellschaftsstruktur des Osmanischen Reiches im
19. Jahrhundert, da sich erstmals in diesem Milieu eine slawische Emanzipationsbewegung organisierte.
Sie sammelte sich unter bulgarischen Vorzeichen und argumentierte sowohl gegen die griechisch-orthodoxe
Kirchenhierarchie als auch gegen die osmanische Staatsmacht. Die dadurch in Gang gesetzten Handlungsabläufe
ließen die europäischen Großmächte aktiv werden. Diese begannen, das politische Schicksal Makedoniens
mitzubestimmen. Letztlich konnten sie jedoch nicht verhindern, dass revolutionäre Vereinigungen
pro-bulgarischer und pro-griechischer Provenienz Makedonien zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einen
Bürgerkrieg führten.
Der weitere Fokus richtet sich auf die regionale südosteuropäische Politik, da die hier vertretenen
Mächte bei der Zukunftsgestaltung Makedoniens aktiv mitmischten. Im Zuge zweier Balkankriege, des Ersten
Weltkrieges sowie eines Griechisch-Türkischen Krieges verschoben sich nicht nur Grenzen sondern
veränderten Flüchtlingsströme nachhaltig das ethnographische Gesicht Makedoniens. Als Ergebnis erhielt
Griechenland einen Großteil dieser Region, welche auch zur neuen Heimat zahlreicher griechischer
Vertriebener aus der Türkei wurde. Ihre Ansiedlung kam einer breit angelegten Hellenisierungskampagne
gleich, deren moralische Kehrseite besonders während der Metaxas-Diktatur der Unterdrückung einer
vorhandenen südslawischen Identität entsprach. In dem Maße in dem die politische Rechte Griechenlands
bemüht war, die slawophonen Makedonier zu hellenisieren, in dem Maße war die Kommunistische
Internationale daran interessiert, diese Bevölkerungsgruppe als Klientel für eigene politische
Strategien zu gewinnen.
Konflikte waren vorprogrammiert, welche während des Zweiten Weltkrieges und des anschließenden
Griechischen Bürgerkrieges blutig ausgefochten wurden. Zunächst sahen sich die slawophonen Einwohner
von bulgarischen und italienischen Besatzungsbehörden umworben, um schließlich auch für die politisch
links stehende griechische Widerstandsbewegung als Machtfaktor gegen die Besatzungsmächte interpretiert
zu werden. Im benachbarten Jugoslawien förderten die politischen Entscheidungsträger derweilen ein
makedonisches Nationalbewusstsein, welches zusätzlich die slawophonen Makedonier Griechenlands
beeinflusste. Die hierunter subsumierten Kräfte konnten sich politisch jedoch nicht durchsetzen und
mussten ihre angestammte Heimat gegen Ende des Griechischen Bürgerkrieges verlassen. Zurück blieben
jene slawophonen Einwohner, die sich pro-griechisch zeigten oder denen es gelang, ihre politische
Neutralität glaubhaft zu machen. Insofern wurde es in den folgenden Dekaden still um die slawophone
Einwohnerschaft Griechenlands. Erst die Gründung einer makedonischen Partei zu Beginn der neunziger
Jahre unterstrich, dass es diese Bevölkerungsgruppe überhaupt noch gab.