(2013) 276 Seiten, 33 Abbildungen, 44 Karten, 8°, hard cover, ISBN 978-3-447-06950-2, € 32.-, online bestellen
Den Ausgangspunkt dieser Monographie bilden die seit Jahrzehnten verankerte Methode des Projektes der Tabula
Imperii Byzantini (TIB) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und die daraus anhand des
Quellenstudiums gewonnenen Lemmata zu den Toponymen der historischen Landschaft Makedonien, wie sie
im Rahmen des Teilprojektes „Makedonien, nördlicher Teil“ (TIB 16) vorab definiert wurde.
Der Verfasser hat bewußt eine Mesoregion aus diesem umfassenden Bearbeitungsgebiet von TIB 16 gewählt,
nämlich die Flußtäler der Strumica (Strumešnica) und der Kriva Lakavica zwischen den Orten Štip im
Nordwesten und Melnik im Osten, um an ebendieser seine Gedanken einer innovativen Weiterentwicklung
der historisch-geographischen Erforschung des Byzantinischen Reiches exemplarisch darzulegen bzw. zu
formulieren.
Diese Weiterentwicklung wird in insgesamt neun Abschnitten umfassend erläutert. Ausgehend von der TIB
setzt der Verfasser zunächst einen Schwerpunkt auf die Untersuchung der erwähnten Mesoregion unter dem
Gesichtspunkt siedlungstheoretischer Überlegungen. Namentlich wird die modifizierte „Central Place
Theory“ auf insgesamt vier Untereinheiten der Mesoregion angewandt, um deren räumliche Ausgestaltung
bzw. Differenzierung vom 13. bis zum 16. Jahrhundert erfaßbar zu machen. Daraus lassen sich neben Daten
zur Zentralität auch jene zur Siedlungsentwicklung – wie zum Beispiel zu Wüstungsprozessen, Kolonisation
und Siedlungskontinuität – herauslesen. Aufgezeigt wird zudem die Bedeutung der Weidewirtschaft in der
Nutzung von vermeintlichem „Niemandsland“ zwischen Siedlungen, die sowohl in den schriftlichen Quellen
als auch im toponomastischen Befund greifbar ist.
Weiters wird veranschaulicht, wie sich der Informationsgehalt mittelalterlicher schriftlicher Quellen
und archäologischer Befunde zum Bearbeitungsgebiet sinnvoll durch neuzeitliche Archivalien des 19.
Jahrhunderts (d. h. aus vorindustrieller Zeit), durch Surveys vor Ort, durch die Anwendung des Global
Positioning System (GPS) und durch den Einsatz der Geoinformatik ergänzen bzw. bereichern läßt. Hierbei
tritt deutlich hervor, daß z. B. eine wesentliche Vertiefung der Kenntnisse über den Verlauf von
Verkehrswegen in einer Region durch die Einbeziehung der besagten Aspekte (im besonderen durch „
least-cost path“-Modelle sowie Georeferenzierung neuzeitlicher Landkarten) erzielt werden kann.>BR>
Nur durch eine zeitintensive Vorbereitung läßt sich feststellen, ob aus der Kombination von schriftlichen
Quellen, archäologischem Befund, ergänzenden neuzeitlichen Archivalien und von Surveys samt GPS-Einsatz
ein Datensatz erstellt werden kann, der sich in das Rechenmodell geoinformatischer Anwendungen (Geographical
Information Systems / GIS) einbetten läßt. Ausgehend von den GPS-Wegpunkten der auf der Basis der
schriftlichen Quellen greifbaren Siedlungen, die während der Surveys vor Ort eingemessen wurden,
wird eine tiefergreifende Auswertung des Zentralitätsfaktors von Siedlungen mittels historisch-geographischer
Netzwerkanalyse präsentiert.
Somit stellt diese Monographie das verbindende Glied in einer langen Kette historisch-geographischer
Forschungstätigkeit an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften dar, indem sie von der bewährten
Methode der TIB ausgehend durch gezielte Anwendung von Siedlungstheorien und Geoinformatik den bisherigen
Weg bereichert und einen neuen in Richtung GIS, GIS-Datenbanken und verstärkter Internetpräsenz weist.