Peleus
Studien zur Archäologie und Geschichte Griechenlands und Zyperns
Herausgegeben von Reinhard Stupperich und Heinz A. Richter
Band 63
Harald Gilbert, Das besetzte Kreta 1941-1945
400 Seiten, 40 Abbildungen, 8 Landkarten Hardcover, gebunden, 49 Euro, 2015; ISBN
978-3-447-10186-8 , online bestellen
Im Mai 1941 leisteten kretische Zivilisten heftigen Widerstand gegen die deutschen Angreifer.
Diese reagierten mit Massenerschießungen und der Zerstörung von Dörfern. Danach war es zwei
Jahre lang relativ ruhig auf der Insel. Maler, Schriftsteller, Zoologen und Archäologen in
deutscher Uniform konnten sogar ihrem eigentlichen Beruf nachgehen.
Ein wichtiges Problem für die deutscheTruppe war die Störung der Verbindungswege zum
Festland durch die britische Flotte. Eine Folge davon war, dass die Soldaten oft lange
auf Heimaturlaub warten mussten.
Die Ruhe wurde unterbrochen durch Geiselerschießungen nach britischen Kommando-Unternehmen
im Sommer 1942 und 1943. Nach Italiens Seitenwechsel im September 1943 gab es Angriffe von
Partisanen, die mit brutalen Vergeltungsmaßnahmen, vor allem wieder Massenerschießungen,
beantwortet wurden. Auch als im Sommer 1944 die Tätigkeit der Partisanen lebhafter wurde,
reagierte die deutsche Führung damit, dass sie Hunderte von Zivilisten erschießen und Dörfer
zerstören ließ. Als die Rote Armee Rumänien erreicht hatte, befahl Hitler die Räumung
Griechenlands. Im September 1944 verließen die meisten deutschen Soldaten Kreta. Angesichts
der deutschen Rückzüge an allen Fronten war die Insel längst zu einem exzentrischen
Außenposten geworden. Der Rest der Besatzungstruppen igelte sich um Chania ein und ergab
sich bei Kriegsende den Briten.
Zur Behandlung der deutschen Besatzungszeit liegt umfangreiches Aktenmaterial vor. Es gibt
zwar auch große Lücken, es sind aber zum Beispiel die Akten der 22. Infanterie-Division
bis Ende 1943 erhalten, ebenso die der Marine und viele aus dem Stab des Kommandanten
der Festung Kreta. Einen lebendigen Einblick in das Leben deutscher Soldaten auf Kreta
bieten die Notizbücher und die Briefe des Hauptmanns Dr. Beutin. Die Ermittlungen in
Deutschland seit den Fünfziger Jahren führten zwar zu keiner einzigen Verurteilung,
aber die umfangreichen Ermittlungssakten, zu denen auch zahlreiche griechische
Zeugenaussagen gehören, sind von großem Wert. Sie erlauben es manche Vorgänge bis
ins Detail nachzuzeichnen. Schließlich haben auch die Offiziere der britischen SOE
(Special Operations Executive), die die Widerstandsbewegung auf Kreta unterstützten,
wichtiges Material hinterlassen.
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