(2001) 483 S., 19 Abb., 8°, geb., ISBN 978-3-941336-07-0, € 42,90, online bestellen
In seinem in vier Hauptteile gegliederten Werk verfolgt Claude Nicolet die Politik von fünf
US-amerikanischen Administrationen – von Präsident Eisenhower bis Ford – gegenüber der kleinen Insel, die
der westlichen Supermacht während mehrerer Jahrzehnte des Kalten Krieges so viel Kummer bereitet hatte.
Sein Buch beginnt mit der ersten Internationalisierung des Problems durch Griechenlands erstem Rekurs an
die Vereinten Nationen, in 1954, und endet mit der erzwungenen Teilung and Besetzung eines Teils der
Insel durch die türkische Armee 1974. Nicolet stützt seine detaillierte Analyse hauptsächlich auf
umfangreiches Archivmaterial, das größtenteils erst während der letzten fünf Jahre für die Forschung
zugänglich gemacht worden ist. Aus diesem Grund kann er nicht nur Licht auf bisher umstrittene oder
unbekannte Aspekte der amerikanischen Rolle im Zypernstreit werfen, sondern schafft es auch mit
plausiblen Argumenten beliebte und bereits verankerte Mythen über das eine oder andere Ereignis zu
widerlegen. Die Schlussfolgerung aus der Studie ist, dass die USA zwar in der Krisendiplomatie teilweise
erfolgreich waren, in der Suche nach einer Lösung des Zypernproblems aber versagten, da sie die
Unvereinbarkeit von drei Konfliktmustern nicht erkannten und ihre Politik demnach nicht darauf
ausrichteten. Die drei unvereinbaren Muster waren amerikanischer Widerwille entweder Griechenland oder
die Türkei zu brüskieren; die Tatsache, dass Griechenland und die Türkei nur unter massivem Druck von
außen Kompromisse eingingen; und amerikanische Missachtung von – sowie fehlende Sorge um – das zyprische
Volk selbst. Im übrigen waren die Amerikaner vom Charakter des Zypernproblems als einem der ersten
ethnischen, verworrenen Konflikte inmitten der potentiellen Schlachtfeldern des Kalten Krieges
überfordert, gleich wie sie es von vielen anderen ähnlichen Konflikten während der darauffolgenden
Jahrzehnte waren, einschließlich des Kosovokonfliktes von 1998/99. Das Buch schließt eine Lücke der
wissenschaftlichen Literatur zum Zypernkonflikt während des Kalten Krieges. Die Tatsache dass Nicolet –
der keine griechische, türkische, zyprische oder amerikanische Familienverwandtschaft hat – den Konflikt
aus einem neutralen Standpunkt her beobachtet und analysiert macht ihn zum idealen außenstehenden Autoren
und steigert zusätzlich den Wert dieses wahrlich unbefangenen Werkes.