(2004) 240 Seiten, 8°, hard cover, ISBN 3-933925-52-5, € 30,50 online bestellen
Der Geschichte der russisch-orthodoxen Kirche in der Zeit Peters des Großen, seinem alten Lieblingsthema
und einem Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit seit seiner Dissertation in Osteuropäischer
Geschichte über 65 Jahre hinweg, ist der zweite Band ausgewählter Schriften von Robert Stupperich Arbeiten
gewidmet. In Moskau geboren und aufgewachsen, wo er schon als Kind das orthodoxe Kirchenleben miterlebte,
hat er sich schon in seinem Studium in Berlin intensiv mit der russischen Orthodoxie beschäftigt und
dementsprechend die kirchlichen Reformen Peters des Großen und seines Mitarbeiters Feofan Prokopovic
als Thema seiner Dissertation bei Otto Hoetzsch gewählt. Ein Teil der hier gesammelten Arbeiten stammt
noch aus den Dreißiger Jahren, andere sind später in Münster, wo er das Ostkirchen-Institut aufgebaut hatte,
geschrieben, einige noch in den 1990er Jahren.
Ein Beitrag zum griechischen Erbe der Russischen Orthodoxen Kirche war schon im 1. Band seiner Schriften
zur griechisch-orthodoxen Kirche aufgenommen. Einige allgemeine Aufsätze zur orthodoxen Kirche, die dort
schon abgedruckt sind, gelten wie für die griechische auch für die russische Kirche. Die Aufsätze über
“Kiev - das zweite Jerusalem”, in dem die erste Predigt Feofan Prokopovics vor Peter dem Großen in Kiev
den Ausgangspunkt der Diskussion bildet, und “Protestantismus und Orthodoxie im Gespräch”, in dem es
auch um die Beziehungen in der Zeit Peters geht, hätten auch in diesem Band Platz finden können.
Als Einleitung dient eine Behandlung der russischen Kirchengeschichte während der jüngeren Zarenzeit;
in das Thema der kirchlichen Beziehungen zum Westen, das immer wieder anklingt, führt ein anderer
übergreifender Aufsatz ein. Die historischen Artikel beginnen mit dem Patriarchen Filaret, dem Begründer
der Romanov-Dynastie und Urgroßvater Peters des Großen. Dann folgen Besprechungen verschiedener historischer
und kirchenhistorischer Episoden und Aspekte aus der Zeit Peters, gefolgt von einer allgemeinen Bewertung
seiner Kirchenpolitik; dabei ist auch die Dissertation zu Staatsgedanke und Religionspolitik Peters des
Großen. An Hand des Briefwechsels des Zaren und seiner Denkschriften konnte der Verfasser nachweisen, in
welchem Maß Peter in dem ihm vom Westen vermittelten auf naturrechtlichen Theorien aufgebauten Staatsgedanken
und seiner religiösen Grundposition lebte, die ebenso davon wie vom byzantinischem Muster des Zaren als
des Gesalbten Gottes geprägt war. Nach den von ihm erlassenen Gesetzen, insbesondere nach dem Geistlichen
Reglement, wird der Aufbau der kirchlichen Verwaltung dargestellt und seine Arbeit gekennzeichnet. Darauf
folgt eine Reihe von Aufsätzen zum Novgoroder Erzbischof Feofan Prokopovic, dem eigentlichen Urheber
der Kirchenreformen Peters des Großen. Zum Abschluß behandeln zwei Aufsätze zu den Heiraten der Zarenfamilie
im 18. Jh. mit Angehörigen evangelischer Fürstenhäuser deren konfessionelle Implikationen.